Ohne Deutsch geht es nicht

Holsteinischer Courier vom 24.03.2017 - Rolf Ziehm

Ausgabejahr 2017
Datum 24.02.2017

Neumünster Ali Asghar Gholami (29) ist ein gutes Beispiel, wie die Integration von Flüchtlingen gelingen kann. Seit gut einer Woche arbeitet der Afghane in der Radiologie des Friedrich-Ebert-Krankenhaus als Servicekraft. „Für uns ist er eine Bereicherung. Er überzeugt durch seine Motivation und reißt damit andere mit“, sagte sein Vorgesetzter Bernd Maaß.

Beide waren am Mittwochabend der Einladung von Jobcenter und Arbeitsagentur gefolgt, die im Log-In über Modelle und Wege informieren, wie man Flüchtlinge in Arbeit oder Ausbildung bringen kann. Das Thema interessiert die Neumünsteraner Wirtschaft offenbar sehr: Sie war mit 45 Teilnehmern vertreten. Zur anschließenden Jobbörse kamen etwa 90 Flüchtlinge. „Die Suche nach Personal wird schwieriger“, sagte Jobcenter-Chef Thorsten Hippe. Beim drohenden Fachkräftemangel könnten Flüchtlinge aber ein Gewinn sein. „Sie sind jung, hochmotiviert und erweitern die kulturelle Vielfalt“, so Hippe. Das könne Unternehmen helfen, sich auf internationalen Märkten darzustellen.

Allerdings ist das Gros der Flüchtlinge (60 Prozent) beim Tätigkeitsniveau als Helfer einzustufen, 14 Prozent sind Fachkräfte oder Spezialisten, nur 3 Prozent Experten. Ein großes Manko sind die Sprachkenntnisse. Gerade in Neumünster gebe es jedoch ausreichend Plätze in Integrationskursen. Hippe und Agentur-Chefin Michaela Bagger informierten, mit welchen Förderinstrumenten die Arbeitsagentur und das Jobcenter helfen können. Bagger: „ Die Erfahrung zeigt, dass die praktische Arbeit im Betrieb klappt. Das Problem ist die Berufsschule“.

Rainer Wulf, Personalreferent bei Oerlikon Neumag, trieb der demografische Wandel zur Info-Veranstaltung. „ Auch wir suchen neue Quellen der Ausbildung“, sagte er und machte klar: „Ohne Deutsch-Kenntnisse geht es nicht“.