Neue Aktzente in der Vermittlung

Holsteinischer Courier vom 16.07.2014 - Rolf Ziehm

Ausgabejahr 2014
Datum 16.07.2014

Beschäftigungsoffensive des Jobcenters soll Langzeitarbeitslose und Betriebe passgenau zusammen bringen.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben klare Anforderungen an ihr Personal. „Hier setzen wir an. Gerade in diesen Unternehmen müssen Mitarbeiter neben fachlicher Qualifikation vor allem persönlich in den Betrieb passen“, sagt der Leiter des Jobcenters, Thorsten Hippe. Mit einer „Beschäftigungsoffensive“ will das Jobcenter neue Wege bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen eröffnen – und arbeitet bei diesem Pilotprojekt eng mit der Kreishandwerkerschaft, dem Unternehmensverband und der Industrie- und Handelskammer zusammen.

Unter dem Motto „Wenn Chemie und Motivation stimmen, kümmern wir uns um den Rest“ will das Jobcenter Vorurteilen gegenüber Langzeitarbeitslosen entgegenwirken. Trotz des in vielen Branchen spürbaren Fachkräftemangels setzen noch zu wenige Unternehmen auf deren Potenzial, so Hippe. Das Jobcenter bietet sich als Coach an, der bei Unternehmensbesuchen aktiv das erwartete Bewerberprofil erfragt und diese dann passgenau vermittelt, qualifiziert und auch danach noch betreut.

Sylke Utes ist eine von vier für das Projekt abgestellten Beratern im Jobcenter und nennt ein Beispiel aus der Praxis. Ein Betrieb suchte dringend einen Lkw-Fahrer. Das Jobcenter konnte Bewerber mit Führerschein anbieten. Der Haken war die fehlende Berufserfahrung beim Fahren mit Lkw-Wechselbrücken. Die Lösung war eine Nachschulung – der Mann konnte vermittelt werden.

„Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Seit dem Start des Programms gab es schon 15 Vermittlungen“, sagt Hippe und nennt die Beschäftigungsoffensive ein „Zusatz- nicht Konkurrenzangebot“ zum gemeinsamen Arbeitgeberservice von Jobcenter und Arbeitsagentur. Die Unternehmen haben als Arbeitgeber nichts zu verlieren, denn das Beratungsangebot ist wie die Nachbetreuung der vermittelten Arbeitslosen kostenfrei.

Wenn erst mentale Hürden überwunden wurden, sei das Eis schnell geschmolzen, sagt Hippe: „Für den Rest bieten wir Qualifizierungen oder finanzielle Unterstützung an.“ So gibt es als Förderinstrument das Programm „Extra 6000“. Bei Praktika oder 450-Euro-Jobs könnten sich Arbeitgeber von den Qualitäten von Langzeitarbeitslosen überzeugen. Wenn diese Jobs dann in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse münden, winken einmalige Zuschüsse bis zu 6000 Euro.