Mit Hilfe des Familiencoachs in eine neue Beschäftigung (Lesezeit ca. 3 Min.)

Ausgabejahr 2018
Datum 02.11.2018

Seit 2016 führt das Bildungszentrum Nordost K.-D. Schnoor e. K. (BZNO) in Neustrelitz das Projekt „Familiencoach“ durch. Dieses Projekt wird mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie des Jobcenters MSE-Süd finanziert und begleitet. Für einen Zeitraum von 6 Monaten münden in dieses Projekt vorrangig Menschen ein, die aufgrund ihrer familiären und sozialen Situation Schwierigkeiten haben einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen. Alle Teilnehmenden stehen bereits sehr lange nicht mehr im Arbeitsprozess. Insofern gilt es, verschüttete Potenziale gemeinsam sichtbar und nutzbar werden zu lassen. Zur Erreichung dieses Zieles bedarf es einer engmaschigen Begleitung und Unterstützung jedes Einzelnen. Dafür stehen den Teilnehmenden ein Sozialpädagoge und fachliche Anleiter aus verschiedenen Berufsbereichen zur Verfügung.

Zu Beginn der Teilnahme geht es um das (Re)-aktivieren sozialer Kompetenzen. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, regelmäßige Abmeldung im Krankheitsfall, Teamarbeit, Koordination von privaten Terminen und Kinderbetreuung, Umgang mit Frustration und Stress und Schulung der Konzentrationsfähigkeit – all das sind Dinge, die nach langer Arbeitslosigkeit plötzlich wieder eine ganz andere Bedeutung erfahren. Darüber hinaus werden die Teilnehmenden unterstützt beim Auf- und Ausbau von nachhaltigen Netzwerken. Die Auswahl in Frage kommender Berufsfelder für die Teilnehmenden erfolgt nach den regionalen Gegebenheiten, um einen möglichen Wiedereinstieg ins Berufsleben realistisch vorzubereiten. Dabei kann der Wiedereinstieg auch über eine zwischengeschaltete Fortbildung erfolgen, wenn festgestellt wurde, dass zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten erforderlich sind.

Die vielen kleinen aber notwendigen Schritte auf dem erneuten Weg ins Arbeitsleben, spielen bei diesem Projekt eine enorm wichtige Rolle.

Hilfen bei der Bewältigung persönlicher Probleme (Schwierigkeiten mit dem Vermieter, Wohnungsakquise, Beantragung von Kita- oder Hortplätzen, Organisation von Arztterminen, Unterstützung bei Behördengängen etc.) gehören genauso zum Projektinhalt wie Kommunikations- und Bewerbungstraining, Berufsorientierung und Erarbeitung von Konfliktbewältigungsstrategien, um nur einige zu nennen. Erst wenn diese „Baustellen“ bearbeitet sind, ist eine erfolgreiche Integration in Arbeit möglich.

Dass es möglich ist, zeigt das Beispiel von Frau Carola Kunze.

Frau Kunze kam im Mai 2017 mit 54 Jahren zu den Familiencoaches des BZNO nach Neustrelitz. Sie hatte aus familiären Gründen den Wunsch eine geringfügige Arbeit aufzunehmen. Ihr Mann arbeitet als Fleischer und sie bezog Arbeitslosengeld II vom Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd. Ihr Problem bestand unter anderem darin, dass sie eine Tochter mit gesundheitlichen Einschränkungen hat, die in den Werkstätten des Neustrelitzer Rehabilitationszentums arbeitet. Außerdem ist Frau Kunze leidenschaftliche Oma.

Ein schon abgestimmtes und vorbereitetes Praktikum bei einer Cateringfirma konnte Frau Kunze auf Grund einer eigenen Erkrankung nicht antreten.

Gemeinsam mit Ihrer Integrationsfachkraft im Jobcenter verständigte man sich allerdings dazu, ihr nach vollständiger Genesung die Teilnahme an einer weiterführenden Qualifizierungsmaßnahme dem Projekt „FIT – Förderung der individuellen Tätigkeiten“ beim BZNO zu ermöglichen. Sie war motiviert und die nötigen Normen und Werte für das Arbeitsleben waren nach der Teilnahme am Projekt „Familiencoach“ ja präsent. In der Folgemaßnahme, in die sie dann ab Februar 2018 einmündete, konnte Frau Kunze auf ihre bereits erworbenen Fähigkeiten aus der Maßnahme „Familiencoach“ zurückgreifen.

Sie war selbst unterwegs auf der Suche nach einem Arbeitsplatz und fand diesen in der „Kiefernheide-Apotheke“ in Neustrelitz. Dort suchte man zu diesem Zeitpunkt dringend eine Reinigungskraft für 4 Stunden an 2 Tagen in der Woche. Da Frau Kunze ohnehin nur eine geringfügige Beschäftigung anstrebte, bei der Flexibilität für sie eine wichtige Rolle spielte, passte das Angebot optimal, denn so konnte sie in Notfällen ihre Kinder weiter unterstützen. Sie verständigte sich mit Herrn Siepelmeyer, dem Inhaber der Apotheke, und sagte gern zu. So schlossen die beiden zum 5.3.2018 einen Arbeitsvertrag.

Carola Kunze Foto: Jobcenter

Sie erfuhr über diesen Weg Anerkennung, war beschäftigt und hatte zugleich noch Zeit für Ihre Familie. Die Haushaltskasse war durch die neue Beschäftigung ebenfalls besser gefüllt, so dass Frau Kunze sich mit Beginn ihrer Tätigkeit auch beim Jobcenter abmelden konnte. Eine Tatsache, über die sie bis heute froh ist.

Ihr Arbeitgeber sagt von ihr: „Frau Kunze ist zuverlässig und erledigt ihre Arbeit zu meiner vollsten Zufriedenheit.“

Carola Kunze Foto: Jobcenter

Frau Kunze arbeitet gern in „ihrer“ Apotheke und ist mit ihrer Familie froh, ihr gemeinsames Leben wieder selbst bestimmen zu können und auch finanziell unabhängig zu sein.

Das Familiencoachprojekt des BZNO wird ab 1. November 2018 für ein weiteres Jahr vom ESF und dem Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd finanziert.