Das ich da bin, wo ich jetzt bin, hätte ich nie gedacht (Lesezeit ca. 2:30 Min.)

Ausgabejahr 2024
Datum 15.04.2024

"Das ich da bin, wo ich jetzt bin, hätte ich nie gedacht", das sagt Dennies Töpfer im Interview mit dem Pressesprecher des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd, Thomas Elsner.

Dennies Töpfer ist seit dem 15. Dezember 2023 als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma im Objektschutz tätig.

security - Dennis Töpfer Foto: pikwizard

Zu seinen Aufgaben gehören u.a. Auslasskontrollen der Beschäftigten, Rundgänge über das Firmengelände, Dienst an der Pforte bzw. der Wache des Betriebes und die Einhaltung des Brandschutzes während seiner täglichen Dienstzeit.

Das ihm diese Entwicklung gelungen ist, kann er selbst noch nicht richtig glauben, ist aber froh darüber und auch ein wenig stolz auf sich selbst. Dabei vergisst er nicht, dass er auf seinem Weg wichtige Helfer wie das Jobcenter an seiner Seite hatte, die ihm immer wieder die Hand gereicht haben und offen waren.

Dennies hat mit seinen 31 Jahren schon mehr erlebt, als manch anderer älterer Erwachsene.

Seit seiner Kindheit ist er in psychologischer Behandlung. In der Schulzeit, Dennies ging in die Förderschule, zeigte er bereits ADHS-Symptome. Er absolvierte die Förderschule mit dem Hauptschulabschluss und begann Anfang September 2010 eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB), um sich beruflich zu orientieren. Diese Maßnahme musste er aber bereits nach 2 Monaten wegen eines längeren Klinikaufenthaltes abbrechen.

Mitte August 2011 stieg er in Greifswald erneut für die verbliebene Förderzeit in eine BvB ein und begann im Anschluss daran im September 2012 mit einer Reha-Ausbildung in Greifswald zum Fachpraktiker im Gastgewerbe. Für dieses Berufsbild hatte er sich nach der Orientierungsphase entschieden und die Ausbildung machte auch Spaß.

Im Sommer 2013 wurde er nachts in Greifswald von 2 jungen Männer zusammengeschlagen. Er erlitt Kiefer- und Nasenbeinbrüche, musste stationär behandelt werden. Ein Verdacht auf innere Verletzungen ergänzten die Diagnose. Kein Passant half ihm, und er ist irgendwie selbst in die Klinik gekommen. Wie, kann er heute nicht mehr genau sagen – er stand unter Schock.

Dennies war eineinhalb Jahre krankgeschrieben und nach diesem Erlebnis nicht nur körperlich, sondern auch zunehmend psychisch angeschlagen und in entsprechender Behandlung. Natürlich musste die begonnenen Reha-Ausbildung erneut abgebrochen werden, was nicht zur Stabilisierung seines Gesamtzustandes beigetragen hat. Dennis war in schlechter psychischer Verfassung, entwickelte ein Alkoholproblem, hatte Angststörungen und Depressionen.

Erst 2 Jahre später war er wieder in der Lage, einen neuen Anlauf zu nehmen. Er erhielt auf Grund der Ereignisse in der Vergangenheit nochmal die Chance auf eine komplett neue BvB, die er in der Orientierungsphase zunächst auch wieder im Hoga- und Gastrobereich begann. Da der Träger jedoch nur eine Ausbildung im Roomservice anbieten konnte und ihm das nicht zusagte, orientierte er sich neu und begann eine Reha-Ausbildung als Fachlagerist. Diese Ausbildung konnte er im Sommer 2018 erfolgreich abschließen. Da er aber keine Arbeit fand, meldete sich zunächst arbeitslos. Erst im Herbst 2020 fand Dennis eine Anstellung als Kurier- und Zustellfahrer. Ein Verkehrsunfall im Jahr 2021 bedeutete wieder das AUS für ihn.

Im Frühjahr 2022 fand er eine Anstellung als Helfer in der Lagerwirtschaft. Krankheitsbedingt musste er diese Tätigkeit nach 2 Monaten wieder aufgeben – dieses Mal mit Verdacht auf Herzinfarkt als Spätfolge des Unfalls. Dennies erhielt die Kündigung und meldete sich erneut arbeitslos.

Das Jobcenter bot ihm in Zusammenarbeit mit einem Arbeitgeber eine Erprobung als Museumsaufsicht auf der Schlossinsel in Mirow an. So schnupperte Dennies in den Sicherheitsbereich hinein und arbeitete nach dem befristeten Arbeitsverhältnis dort noch eine Weile im Nebenverdienst. Er gewann Gefallen an dieser Art der Tätigkeit, und das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd finanzierte ihm im Frühjahr 2023 die Teilnahme an einer Fortbildung zur Fachkraft - Schutz und Sicherheit. Das Ziel war ein dauerhafter Einsatz als Sicherheitsmitarbeiter und nicht nur eine saisonale Tätigkeit. Durch die Absolvierung der Fortbildung hatte Dennis deutlich bessere Integrationschancen.

Trotzdem war er nach Ende der Fortbildung weitere Monate arbeitslos und immer wieder in stationärer und weiterführender ambulanter Betreuung, bis er im November 2023 die Chance zu einem Vorstellungsgespräch bei der Firma "Exsiro GmbH Rostock" erhielt, in dessen Ergebnis er zum 15. Dezember 2023 seinen jetzigen Anstellungsvertrag für 1 Jahr mit der Option der Verlängerung erhielt. Das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd hat diese Arbeitsaufnahme durch die Gewährung der Kosten für Pendelfahrten und Kosten für die notwendige Anschaffung eines Fahrzeugs gefördert.

"Ohne die Helfer von außen, die mir immer wieder zur Seite standen und mir Halteseile zugeworfen haben, hätte ich das nie geschafft", sagt Dennies am Ende des Gespräches nochmal mit Nachdruck. Er bedankt sich ausdrücklich für die Unterstützung, die er erfahren hat, und wir verabschieden uns mit allen guten Wünschen für die Zukunft.