Aus einer Frau mit Angststörungen und Suizidgedanken wird eine lebensfrohe Frau, die wieder gern zur Arbeit geht. (Lesezeit ca. 2:30 Min.)

Ausgabejahr 2023
Datum 07.09.2023

Von Thomas Elsner (Pressesprecher Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd)

Ich bin zu Besuch im Triskele Haus in Neustrelitz – sitze im Salon bei einem Kaffee und unterhalte mich mit Herrn Mark Borries, dem Besitzer des Hauses. Zusammen mit Frau Nadine Simonn betreibt er dort eine Praxis für systemische Therapie und zugleich ein kleines ökologisches Gästehaus mit 8 Zimmern.

Beim Kaffee erzählt er mir von seinen weiteren Vorhaben in diesem Haus, denn es bietet außerdem ein mietbares Film- und Fotostudio, einen Saal für Tanz und Yoga, und auf dem Hof wird derzeit kräftig an einem Anbau gearbeitet.

Mich interessiert heute insbesondere das ökologische Gästehaus.

8 Zimmer stehen Gästen für die Übernachtung zur Verfügung, davon 6 Doppel- und 2 Einzelzimmer. Im Salon können die Gäste, so wie ich gerade, zu einem Kaffee verweilen oder sich hier ihr Frühstück zubereiten.

Alles ist gemütlich und sauber eingerichtet. Dafür ist nicht zuletzt Frau Katrin Schriewer verantwortlich, die hier 32 Stunden im Monat im Housekeeping / Roomservice tätig ist. Sie hält die Zimmer sauber, denn Sauberkeit ist das "A und O" im Gästehaus – und die Arbeit macht ihr richtig Freude.

Katrin Schriewer Quelle: Jobcenter

Nicht immer konnte sie jedoch so unbeschwert aus dem Haus und einer Arbeit nachgehen, auch wenn es zunächst nur für einige Stunden im Monat ist.

Frau Schriewer hat seit langer Zeit psychische Probleme, die ihren Ursprung in der Kindheit haben. Als eins von 10 Geschwisterkindern hat ihre Mutter sie mit 7 Jahren in ein Heim gegeben, wo sie bis zum 14. Lebensjahr weite Teile ihrer Kindheit verbracht hat und dort auch ihren Hauptschulabschluss absolvierte. Der Kontakt zur Mutter nahm während der Zeit im Kinderheim immer mehr ab. Ihre Ausbildung zur Lageristin absolvierte sie im Anschluss in einem Jugendwerkhof in Burg. Ein intaktes Elternhaus lernte sie nie kennen.

Nach der Wende ging Frau Schriewer mit Ihrem damaligen Partner als 21-jährige in die alten Bundesländer nach Gelsenkirchen in den Ruhrpott. Dort arbeitete sie als Reinigungskraft in einem Krankenhaus und bekam in dieser Zeit 2 Kinder. Sie trennte sich jedoch von ihrem Partner, und das Heimweh drängte sie zurück nach Neustrelitz.

Nach einer weiteren Schwangerschaft meldete sich Frau Schriewer 1998 arbeitslos. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte sie zunehmend psychische Probleme. Die Arbeitslosigkeit wurde immer wieder von teils stationären Aufenthalten unterbrochen. Sie nahm an mehreren Arbeitsgelegenheiten teil und übte eine Nebentätigkeit als Spielhallenaufsicht auf. Hier kam sie jedoch mit der Verteilung der Arbeitszeit auf die Abend- und Nachtstunden überhaupt nicht zurecht und gab diesen Job nach kurzer Zeit wieder auf.

Frau Schriewer wurde immer wieder krankgeschrieben, hatte Angstzustände, Essstörungen, nahm Tabletten und hatte sogar Suizidgedanken. Aus psychischen Gründen wurde sie mehrfach stationär aufgenommen - an Arbeit war überhaupt nicht zu denken.

Noch im Jahr 2019 war im Rahmen der Betreuung im Fallmanagement des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd keine wirkliche gemeinsame Arbeit möglich. Erst im Jahr 2020 nahm sie an einer Maßnahme mit dem Titel "ICH" beim Träger TÜV Rheinland teil. Mit psychologischer Betreuung während dieses Kurses gelang es, Frau Schriewer positiv zu motivieren. Stabil war sie aber noch lange nicht und musste sich wieder in psychotherapeutische Behandlung begeben. Nebentätigkeiten gab sie auf Grund ihrer Labilität immer wieder auf. Auch eine weitere Maßnahme des Jobcenters musste auf Grund der krankheitsbedingten Ausfallzeiten abgebrochen werden.

Die Gespräche während des Kurses und die Betreuung im Fallmanagement des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd brachten Frau Schriewer jedoch soweit, dass sie sich Hilfe suchte und sich 2022 zunächst in eine Tagesklinik einweisen lies.

Der 3-monatige Aufenthalt dort tat ihr richtig gut, sie schöpfte neue Kraft und stabilisierte sich. Parallel zum Aufenthalt in der Tagesklinik suchte sie sich den Nebenverdienst im Triskele Haus, nicht weit von ihrer Wohnung – damals noch für zunächst 8 Stunden im Monat.

Sie fand Spaß an der Arbeit und zu tun gab es genug. Gemeinsam mit Frau Simonn vereinbarten sie ab 1. Juni 2023 eine Erhöhung der Arbeitszeit auf 32 Stunden im Monat.

"Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Arbeitszeit nach und nach weiter erhöht werden kann, denn das Konzept des Triskele Hauses wächst und wird nach und nach umgesetzt", sagt Herr Borries. "Damit wächst naturgemäß auch der Arbeitskräftebedarf und warum dann nicht auf bewährte Kolleginnen setzen?"

Frau Schriewer steht in jedem Fall zur Verfügung, denn eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit ist ihr Ziel.

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Aber was für eine Entwicklung schon zum jetzigen Zeitpunkt?

Aus einer Frau mit Angststörungen und Suizidgedanken wird eine lebensfrohe Frau, die wieder gern zur Arbeit geht.