Pressemitteilung:Seit zehn Jahren in der Seerauer Straße: Jobcenter Lüchow-Dannenberg

 Nr. 1/2022 - 2. Februar 2022

Ausgabejahr 2022
Datum 02.02.2022

Zum 1. Januar 2012 wurde das Jobcenter (JC) Lüchow-Dannenberg gegründet. Zuvor hatten Agentur für Arbeit Lüchow und Landkreis Lüchow-Dannenberg, seitdem gemeinsame Träger des JC, im Rahmen einer getrennten Trägerschaft zusammengearbeitet. Eine Dekade nach Gründung sind weniger Hilfebedürftige gemeldet und gleichzeitig stellt sich die Einrichtung neuen Herausforderungen.

Im Zusammenhang mit Jubiläen geht der Blick auch auf die Zahlen. So weist die Statistik für das Jahr 2012 aus, dass das damals neu gegründete JC 2.433 Bedarfsgemeinschaften mit 4.112 Leistungsbeziehenden, davon 3.125 erwerbsfähig, betreute. Innerhalb der zurückliegenden Jahre verringerte sich die Hilfebedürftigkeit im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Gut ein Fünftel weniger Bedarfsgemeinschaften und Leistungsbeziehende werden aktuell vom JC betreut. Eine Entwicklung, die die beiden Träger in ihrer damaligen Gründungsentscheidung bestätigt. „Die vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit der beiden Institutionen hat Tradition und ist über Jahre gewachsen. Die Gründung des gemeinsamen Jobcenters war ein folgerichtiger Schritt. Sie lief problemlos und wir konnten nahtlos und ohne Reibungsverluste für die Hilfesuchenden das Jobcenter an den Start bringen“, hebt Kerstin Kuechler-Kakoschke, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen, hervor. Seinerzeit Chefin der damaligen Arbeitsagentur Uelzen setzte Kuechler- Kakoschke die Unterschrift in der entsprechenden Gründungsvereinbarung. Nadine Löser, Erste Kreisrätin des Landkreises Lüchow-Dannenberg und in dieser Funktion Vorsitzende der Trägerversammlung des JC, bekräftigt: „Mit dem Jobcenter als gemeinsamen Einrichtung haben wir eine verlässliche Anlaufstelle für hilfesuchende Menschen in unserem Landkreis und die Entwicklung spricht für das Engagement der Mitarbeitenden“.

Noch bevor das JC gegründet wurde, trat 2005 das Sozialgesetzbuch Zweites Buch, das SGB II, in Kraft. Seitdem wurden fast 120 Änderungsgesetze und Verordnungen wirksam. „Das Gesetz ist wahrhaft lebendig und gleichzeitig gehen damit auch immer neue Anforderungen an die Beschäftigten einher“, hebt Fabian Huske, seit 2017 Geschäftsführer des JC Lüchow-Dannenberg, hervor. Eine Änderung, nämlich eine langfristige Fördermöglichkeit, die Menschen zu Gute kommt, die bereits viele Jahre nicht auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen konnten, haben die JC zunächst vermisst. Mit dem so genannten Teilhabechancengesetz haben sie es vor gut drei Jahren dann an die Hand bekommen. „Es sind zwar weniger Menschen auf unsere Hilfe angewiesen als noch vor zehn Jahren, aber bei vielen ist nicht nur eine fehlende Qualifikation Grund für eine vergebliche Arbeitsuche. Einige müssen zusätzliche Hindernisse auf dem Weg zurück in die Arbeitswelt bewältigen. Durch die neue Förderung können wir Unternehmen nun bis zu fünf Jahre unterstützen, wenn sie diesen Menschen eine Chance und Arbeit geben“, so Huske.

Weder die Flüchtlingswelle 2015 noch die aktuelle Coronapandemie haben die Zahlen der Hilfebedürftigen sprunghaft ansteigen lassen. „Wir arbeiten hier vor Ort eng und vertrauensvoll mit verschiedenen Netzwerkpartnern zusammen. Durch dieses Zusammenwirken können wir neue Aufgaben gut bewältigen“, führt der Geschäftsführer aus. Gerade in den vergangenen Monaten war das JC für viele Menschen eine wichtige Anlaufstelle. Mit dem erleichterten Zugang in der Grundsicherung hat der Gesetzgeber schnell reagiert. „Bis Ende März werden die Vermögen nur eingeschränkt geprüft und die Kosten der Unterkunft vorübergehend in der tatsächlichen Höhe anerkannt“, erläutert Huske.

Für die Zeiten nach der Pandemie sieht der Arbeitsmarktexperte Herausforderungen, die auch vor Corona bestanden, in den vergangenen Monaten jedoch überlagert wurden. „Qualifikation wird zunehmend auch auf dem Lüchow-Dannenberger Arbeitsmarkt die Währung und wir werden mit unseren Kundinnen und Kunden gemeinsam Wege finden, um neue Perspektiven für eine möglichst dauerhafte Beschäftigung zu finden“, betont der Geschäftsführer.

Aktuell kümmern sich 68 Mitarbeitende auf 60,5 Planstellen um 3.079 Leistungsbeziehende, darunter 2.361 erwerbsfähige, in 1.899 Bedarfsgemeinschaften (endgültige Daten Stand September 2021). Von den 60,5 Planstellen werden 48,5 von der Agentur für Arbeit und 12 vom Landkreis gestellt.

Hintergrund: Am 1. Januar 2005 trat das Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) in Kraft. Die zwei zuvor parallel existierenden steuerfinanzierten Systeme Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe wurden zum Arbeitslosengeld II (ALG II) zusammengelegt. Um die Integration und die Zahlung der Grundsicherung mit den Kosten der Unterkunft (KdU) zu bewältigen, sah der Gesetzgeber zunächst drei verschiedene Organisationsformen vor. Am häufigsten waren die Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) als Kooperationen aus Arbeitsagenturen und Landkreisen. Weiterhin gab und gibt es Optionskommunen. Dort zeichnet sich der Landkreis alleinig für Zahlung der Grundsicherung sowie die Integration der Hilfebeziehenden verantwortlich. Deutlich in der Minderheit waren die so genannten getrennten Trägerschaften, dazu zählten auch die Landkreise Uelzen und Lüchow- Dannenberg. Die Arbeitsagenturen übernahmen hier die Integrationsarbeit und zahlten das Arbeitslosengeld II aus. Die Landkreise beschieden und zahlten die KdU, also Miet- und Heizkosten.

Zum Jahresbeginn 2011 sah der Gesetzgeber aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts die Neuorganisation der ARGEn vor. Sie sollten in Jobcenter überführt werden. Gleichzeitig sollten die getrennten Trägerschaften wie in Uelzen und Lüchow-Dannenberg bis Jahresende ebenfalls in Jobcenter überführt werden. Nach frühzeitigen Gesprächen zwischen den Partnern Arbeitsagentur und Landkreis Lüchow-Dannenberg ging dann zum 1. Januar 2012 das Jobcenter Lüchow-Dannenberg als gemeinsame Einrichtung in der Seerauer Straße 37 in Lüchow an den Start.